Ein toller Effekt von sozialen Netzwerken wie LinkedIn ist, dass man auch nach fast einem Jahrzehnt und aus der Ferne von Weiter-Entwicklungen erfahren kann. So geschehen letzte Woche: Der Verantwortliche für Strategie und Entwicklung im Bistum Essen, Markus Etscheid-Stams, verabschiedete sich nach fast zehn Jahren aus seiner Funktion und liess Revue passieren, was alles in dieser Zeit entstanden ist.
Mut schafft Vertrauen: 2012/2013 durften meine Kooperationspartnerin Jutta Herzog von all in one spirit und ich im Auftrag von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Bistum Essen einen Dialogprozess mit sechs grossen Dialogveranstaltungen (mit jeweils gegen 300 Menschen) konzipieren und moderieren. Am Ende entstand ein Zukunftsbild für das Bistum, das alle mitgetragen haben. Möglich wurde dies nur, weil dort ein Bischof und sein Generalvikar (Klaus Pfeffer) den Mut hatten, sich mit ihrer persönlichen Zukunftsvision von Kirche zu zeigen und bereit dazu waren, diese im Austausch mit Gläubigen aus dem Bistum zu einem gemeinsamen Zukunftsbild zu entwickeln.
Vertrauen setzt Energie frei: Etscheid-Stams sagt, dass «dieser Prozess mit dem Zukunftsbild bis heute nachwirkt». Weil dabei eine «neue offene Gesprächskultur» entstehen konnte, die auf einem «Zuhören und Alle-zu-Wort-kommen lassen» gründet. Also eine Vertrauensbasis, die den Nährboden für die weitere Entwicklung bildete. Die nachhaltige Wirkung dieses Dialogprozesses ist meines Erachtens auch dem Umstand zu verdanken, dass während der folgenden 10 Jahre ein Kümmerer da war – einer, der den Faden aufgenommen und daraus ein tragendes Netz gesponnen hat. Einer, der Menschen begeistern konnte, gemeinsam für dieses Zukunftsbild einzustehen und daran weiterzubauen.
Es erfüllt mich persönlich mit grosser Freude und Dankbarkeit, dass unsere Arbeit von damals (es war eine der grössten und wertvollsten Herausforderungen in meiner bisherigen beruflichen Karriere…), durch das intern zentral koordinierte Engagement vieler Menschen im Bistum Essen so schöne und zahlreiche Früchte trägt!
Drei Dinge sind meines Erachtens ausschlaggebend für die Nachhaltigkeit eines solchen kulturellen Transformationsprozessen:
Zuallererst einmal braucht es den Mut der Führungsspitze, sich als Menschen zu zeigen und die Bereitschaft, sich auf das Unbekannte einzulassen, das da kommt.
Zudem gilt es, einen Weg (Prozess) zu finden, der eine Organisationskultur initiiert, in der alle Menschen miteinander in einen echten Dialog kommen können und wirklich gehört werden. Nur so entstehen tragfähige Lösungen.
Und zudem braucht es schliesslich intern eine:n Verantwortliche:n, der oder die nach einem solchen von externer Seite begleiteten Prozess vor Ort präsent bleibt und «das Feuer am Brennen hält», damit die entstandene positive Energie «weiter lodern» und sich weiter verbreiten kann.