Am Donnerstag war mein Homeoffice-Tag. Und wenn ich nicht mein komplettes Video-Equipment benötige, dann mache ich es mir an unserem urigen Esstisch von einem Waadtländer Bauernhof gemütlich. Mit Blick über die Dächer von Biel und auf die rote Standseilbahn nach Magglingen.
Normalerweise.
Aber an diesem Morgen, Mitte September, habe ich einen Ausblick wie sonst im November: nämlich keinen. Alles voller Regen-Nebel-Wolken. Es wabert schon fast bis auf unsere Terrasse. Das sind die Tage, die ich als Sommer-Sonnen-Kind so gar nicht mag: Diese gedrückte Nebelstimmung schlägt sich direkt auf mein Gemüt.
Und in dieser Stimmung habe ich einen Video-Call mit Ulrike und sie fragt mich ganz aufgestellt: «Wie geht es dir?» Und ich: «Uff…schwer…keine Sonne…schon im September Nebel – was soll das nur werden…»
Und Ulrike? Sie strahlt in die Kamera. Mein ganzer Bildschirm ist von ihrem lächelnden Gesicht gefüllt. Und sie antwortet: «Ach, Franziska: Ich finde das einfach nur herrlich!» – Ich versuche mir nichts von meiner Irritation anmerken zu lassen und denke: «WAAAAAAAS HERRLICH????? Hat sie mir nicht zugehört! Die Sonne ist weg! Der Nebel ist da! Und es schüttet wie aus Eimern!!!»
Und Ulrike: «Ich wünsche mir von Herzen, dass es die nächsten vier Wochen weiter regnet und regnet und regnet. Dann sind alle Flüsse wieder voll, alle Seen gefüllt und alle Staudämme parat, um Energie zu produzieren. Wenn es jetzt viel regnet und alle Reservoirs bis oben hin gefüllt sind, dann haben wir hoffentlich schon wieder etwas weniger Sorge für einen Energieengpass im Winter. Das wäre doch ganz wunderbar. Oder, Franziska?!»
Und bei mir macht es «Klick» und ich grinse über das ganze Gesicht. Regen? Nebel? Herrlich!!! Nur her damit! Und das kennen wir doch aus Kindertagen: Es gibt kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung. Einem belebenden Spaziergang am See steht also nichts im Wege.
Tausend Dank, liebe Ulrike, für diesen Perspektivenwechsel! Welch ein Geschenk!