Kürzlich habe ich über die Qualität von Arbeitsbeziehungen nachgedacht. Also, eigentlich bin ich darauf gekommen, weil wir ein Dialogforum planen, das ein echtes Herzensprojekt ist (mehr dazu unter www.48h-timeout.ch). Und ich mir in diesem Zusammenhang überlegt habe, wen ich denn eigentlich alles so kenne, dem/der ich davon erzählen könnte.
Und es sind wirklich viele Menschen, denen ich im Laufe meines bisherigen Lebens persönlich begegnet bin: Einerseits war ich von Anfang an mit beruflichen Aufgaben betraut, bei denen ich regelmässig Kundenkontakt hatte, und andererseits traf ich auch immer wieder in beruflichen Weiterbildungen auf Gleichgesinnte, die sich wie ich vertieft mit einem neuen Lernfeld auseinandersetzten.
Und dann gibt es natürlich auch noch eine stetig wachsende Anzahl von Teilnehmer:innen von Seminaren und Veranstaltungen, die ich (mit-)organisiert und geleitet habe. Sowie eine ganze Reihe von Kolleg:innen, mit denen ich im Rahmen von ehrenamtlichem Engagements zusammengearbeitet habe. Und schliesslich natürlich auch all die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Hierarchiestufen, die mir bei meiner Arbeit in den verschiedensten Unternehmen und Institutionen Tag für Tag begegnen.
Natürlich gab es lange nicht mit jedem dieser Tausenden von Menschen, mit denen ich im Laufe der Zeit zu tun hatte, wirklich eine genuine Begegnung. Ich meine damit eine echte Begegnung von Herz zu Herz und nicht nur eine von Oberfläche zu Oberfläche oder – noch etwas zugespitzter gesagt – von Maske zu Maske. Aber es gab deren doch sehr viele, vermutlich Hunderte…
Und sie alle haben mein Leben wie viele glitzernde Diamanten bereichert: wenn sie im Dunkeln daliegen, sind sie klein und unscheinbar, aber wenn das Licht der Erinnerung drauf fällt, sind sie funkelnd und wertvoll.
An viele Menschen erinnere ich mich noch sehr klar und deutlich, weiss noch genau, wie und wo wir uns begegnet sind und womit wir uns gemeinsam beschäftigt haben. Auch wenn das zum Teil schon sehr lange her ist… Sie sind mir immer noch sehr nah, auch wenn manchmal Jahre oder sogar Jahrzehnte vergehen, bis wir wieder mal etwas voneinander hören. Wobei es dank Plattformen wie LinkedIn ja schon leichter fällt, zumindest «aus der Ferne» mitzubekommen, was wen heute gerade so umtreibt… Doch auch Menschen, die überhaupt keine Rolle mehr in meinem jetzigen Leben spielen, sind immer noch sehr bedeutend für mich, weil sie mich mitgeprägt haben, damals. Oft einfach deshalb, weil wir uns gegenseitig wirklich erkannt hatten.
Von vielen anderen hingegen weiss ich nicht einmal mehr ihren Namen: Aber ich kann mich manchmal noch an einzelne konkrete Situationen erinnern. Doch meist nicht einmal das, sondern nur an die qualitativen Aspekte dieser Begegnung: Zum Beispiel an ein Gefühl von gegenseitigem Respekt und Vertrauen, von gemeinsamer Freude an einem Resultat, das wir gemeinsam erreicht hatten oder einfach an ein Gefühl von zwischenmenschlicher Verbundenheit (das sich oft nicht zuletzt auch in schwierigen oder gar verzweifelten Situationen einstellte). Und all diese Gefühle, an die ich mich viele Jahre später – vielleicht in einer ähnlichen Situation mit einem anderen Menschen – wieder erinnere, wärmen meine Seele noch heute.
Woran liegt es eigentlich, dass dies geschehen kann? – Bei mir war es so, dass ich – irgendwann im Laufe der Zeit und nicht zuletzt durch Vorbilder, denen ich begegnet bin – gelernt habe, mich zu zeigen. Als die, die ich bin und mit dem, was mir wichtig und wertvoll ist. Und das ist die Grundlage für jede echte Begegnung.
Herzliche Grüsse,